Verabschiedung aus dem Gemeinderat

Gestern wurde ich mit 5 anderen Ausscheiderinnen feierlich von Oberbürgermeisterin Gabriele Zull verabschiedet. Vorher gab es noch eine kleine Sitzung mit dem alten Gemeinderat im Kleinen Saal, danach einen Gottesdienst mit evangelischer, methodistischer und katholischer Beteiligung in der mäßig besuchten Lutherkirche. Die Anteilnahme der Öffentlichkeit am Gemeinderat ist überschaubar.

Danach dann im Großen Saal wurde der neue Rat verpflichtet. Musikalisch umrahmt von einem Klarinetten-Quartett aus der Musikschule mit einer Komposition von Fats Waller und einem Ragtime. Es gab Ehrungen für 10, 15, 20, 30 und 40 Jahre ununterbrochen im Gemeinderat. Den Rekord hatte diesmal Goldschmied Erich Theile von der CDU inne. Und darauf dann die Verabschiedung. Frau Zull, ein halbes Jahr älter als ich, begann mit der Feststellung, daß ich mehrfach die Partei gewechselt hatte. Meine Haushaltsreden für die Linke waren allesamt kürzer als geplant zu den Themen Soziales und Kultur. Ich sei ruhig bei den Sitzungen gewesen und wenn ich mich zu Wort gemeldet habe, hatte ich mich gesteigert. Daß ich wegen der Ukraine-Politik von den Linken zurück zur SPD und in deren Fraktion gegangen bin. Keine Erwähnung fand der Kosovo-Pakt, diese Heimseite, das Freie Radio, das KunstWerk und das Theaterhaus. Und ich bekam einen Gutschein, einen Topf Thymian und einen Remstal-Wanderführer wie alle anderen Gratulantinnen und Ausscheidende.

Es war eine schöne Zeit, die ich sehr genossen habe. Auch ein dickes Lob an das Rathaus, die Amtsleitungen (waren gestern viele dabei) und natürlich der Geschäftsstelle des Gemeinderats.

Abschlußausfahrt

Die Geschäftsstelle des Gemeinderats hatte gerufen und viele Stadträtinnen sind für zwei Tage nach Würzburg gefahren. Leider konnten Oberbürgermeisterin Gabriele Zull und ihr Gatte nicht mitfahren. Einige Rätinnen waren mit Partnerinnen dabei. Ebenso Erster Bürgermeister Johannes Berner und Baubürgermeisterin Beatrice Soltys. Es begann in Veitshöchheim mit einer Fürung durch experimentellen Anbau mit klimabeständigen Pflanzen. Der Gründer, der auch schon im Umwelt-Ausschuß einen Vortrag hielt, war gutgelaunt und witzig. An ihm ist ein Kabarettist verloren gegangen. Danach Drei-Gänge-Menu zum Abend im Schloßhotel, wo wir auch übernachteten.

Am zweiten Tag nach üppigem Frühstück fuhren wir in die Stadt und wurden vom Schorsch und der Babette geführt (die heißen alle gleich in Würzburg). Die Unterfranken sagen auch zum Main Mee. 50 katholische Kirchen vom Fürstbischof und viele gruselige Begebenheiten (Enthauptungen von drei irischen Mönchen usw). Künstler Tilmann Riemenschneider war hier im Rat und Dichter Walther von der Vogelweide hat hier gewirkt. Dann wieder Dreigänge am Main in der Krangaststätte. Mit dem Schiff von Würzburg nach Veitshöchheim. Von da an Rückfahrt nach Fellbach während Italien aus der Euro ausschied und.

Abgewählt

Für diesen Tag habe ich mich über 5 Jahre lang reingekniet. Der 9. Juni 2024 der Kommunalwahl brachte mir ein schlechtes Ergebnis und meine Herauswahl aus dem Fellbacher Gemeinderat ein. Vielen Dank euch allen, die ihr mir trotz allem jeweils 3 Stimmen gegeben habt! Trotzdem habe ich nun keine Chancen, wieder einzuziehen. Die Wahldauer 2019 bis 2024 war für mich einzigartig. Es hat mir viel Spaß gemacht in den Sitzungen und den Abendterminen zu verbringen. Außerdem habe ich jede Menge tolle Menschen kennengelernt. Und was mich auch beeindruckt hat, war der gegenseitige Respekt im Gremium, der hauptsächlich von Oberbürgermeisterin Gabriele Zull ausging.

Der Grund für meine Abwahl war vor allem meinem Schlenker zur Linkspartei geschuldet. Daran dachte ich zu keinem Zeitpunkt des Wahlkampfs. Die Aktivistinnen der Linken verziehen mir meinen Schritt nicht und SPD-Wählerinnen fremdelten mit mir. Selbst Grünen-Fraktionsvorsitzende Agata Ilmurzynska und Freie Wählerinnen-Nachwuchshoffnung Karin Ebinger wurden rausgewählt. Das wohl größte Problem war, daß viele Fellbacherinnen nicht wußten, wen sie wählen sollten, da sie niemand auf den Wahlzetteln kannten.

Gedicht

+ als Kind wollte ich Heiliger werden,

   was mir gründlich mißlang,

   daraufhin beschloß ich Künstler zu werden,

   letztendlich wurde ich dann Hobbygärtner.

+ eine der genialsten Erfindungen der fortschrittlichen Menschheit

   war die Erfindung der Atombombe,

   um ein für alle mal einen Atomkrieg zu verhindern.  

+ wir leben in Rauschkästen

   und zählen pflichtbewußt die Jahre –  bis keine mehr kommen.

+ Die Wahrheit ist Illusion –

   die Illusion, also die Wahrheit, ist die unbändige Kraft,

   die die Menschheit bis jetzt am Leben hält –

   ich lüge  wie gezeichnet, das ist die ganze Wahrheit !

                                                                   Claus Staudt

Mörike-Preis

Er ist mit 15.000 Euro dotiert und einer der wichtigsten Literaturpreise in der Republik. Alle drei Jahre wird er verliehen. Diesmal wurde der tschechische Schriftsteller, Musiker und Zeichner Jaroslav Rudis geehrt. Oberbürgermeisterin Gabriele Zull hat ihm den Preis im Uhlandsaal der Schwabenlandhalle überreicht. Anstatt einer Dankesrede las Rudis eine junge Kurzgeschichte vor. Darin ging es um einen Freund, der es sich zur Tradition macht, Nächte an den Gräbern von großen Schriftstellerinnen zu verbringen. Eine schöne Parabel auf den Tod und den Nachruhm großer Künstlerinnen, die oft zu Lebzeiten ausgegrenzt wurden.

Nächstes Jahr gibt es wieder eine Triennale Kleinplastik und das Jahr danach den nächsten Europäischen Kultursommer und wie alles dies mit dem Dreijahreszyklus dann den kommenden Mörike-Preis.

Drei Gründe für drei Stimmen

Ich bin der Stadtrat deines Vertrauens. Folgende Argumente für meine Wiederwahl am 9. Juni 2024 möchte ich dir hier nennen: die unvergleichliche und vielfältige Kulturlandschaft in unserem Fellbach liegt mir besonders am Herzen. Ich unterstütze hier mit meiner Mitgliedschaft verschiedene Vereine in der Kappelbergstadt, außerdem kandidiere ich für den zweiten Vorsitz beim Kunstwerk. Und ich besuche viele Kulturleckerbissen hier. Dann bin ich selbstverständlich für alle Maßnahmen zum Klimaschutz in der Stadt. Die Klimakatastrophe und die Flüchtlinge sind eine Folge des Kolonialismus, für den Westeuropa verantwortlich ist und der fortdauert. Und ich stehe für wirtschaftliche Kompetenz und Soziales, das eine und das andere gehen nicht getrennt. Fellbach ist angewiesen auf die Gewerbesteuer der 4000 Unternehmen hier. Und natürlich die Erzieherinnen und Pflegerinnen.

Diese Tage bekommst du die Wahlfahnen in den Briefkasten und kannst dann Briefwahl beantragen, falls du am 9. Juni verreist bist. Alle 32 Stimmen in Fellbach für den Gemeinderat und die SPD (ich bin auf Platz 6 und freue mich über deine 3 Stimmen) und 8 Stimmen für den Kreistag Rems-Murr und die SPD (hier bin ich auf Platz 4 und freue mich auch hier über 3 Stimmen von dir). Ansonsten sind wir auf dem Wochenmarkt und beantworten deine Fragen. Das geht auch telephonisch. Vielen Dank für die Aufmerksamkeit!

25 Jahre Jugendgemeinderat

Dieses Jubiläum wurde am 4. Mai 2024 gebührend im Großen Saal des Fellbacher Rathauses gefeiert. Am Morgen noch auf dem Wochenmarkt im vollen Wahlkampf, hat die derzeitige Vorsitzende des Jugendgemeinderats, Sara Schmalzried (Platz 3 bei Bündnis 90/Die Grünen), gerufen. Und es kamen Rathaus-Mitarbeitende und Vereinsvorsitzende, ehemalige und amtierende Jugendgemeinderäte und interessierte Bürgerinnen. Oberbürgermeisterin Gabriele Zull eröffnete diese Feier mit ihrer üblichen Mischung aus Humor, freier Rede und Manuskript. Und sie blieb bis zum Abschluß, der Eröffnung des Buffets, da.

Stephan Gugeller-Schmieg, Leiter des Amts für Bildung, Jugend, Familie und Sport, hat unter Federführung von Alt-OB Kiel den Jugendgemeinderat als eine der ersten Gemeindem im Rems-Murr-Kreis geboren und seither all die Jahre väterlich begleitet. Karin Ebinger war in der ersten Abteilung dabei. Und sie sitzt immer noch bei den Alten im Gemeinderat für die Freien Wählerinnen und Freien Demokratinnen. Anke Lemaire war damals dabei und dann für die Alten für die SPD gewählt. Sie wohnt nun schon einige Jahre in Ulm.

Für die vielfältigen Unternehmungen des Jugendgemeinderats seien beispielhaft die Beteiligung beim Fellbacher Herbst, der Stadtstrand, das Rebstock Festival und vieles mehr genannt. Dieser trifft sich jeden Monat und besteht aus 15 Jugendlichen, die demokratisch gewählt wurden unter ihresgleichen.

Ausfahrt

Neulich führte der Städtepartnerschaftsverein zu einer ganztätigen Reise nach Pforzheim und Maulbronn. Mit einem Schmidener Busunternehmen ging es zuerst zum Gasometer in Pforzheim. Ein persischer Künstler hat dort mit 20 Angestellten den Innenraum des leeren Gasbehälter mit riesengroß bemalten Leinwänden ausgeschmückt. Dazu gab es Licht und Musik passend zu den Tageszeiten, die hier schnell nacheinander simuliert werden. Aktuell zum Thema Pergamon. 1,3 Millionen Besucherinnen im Jahr! Unser Führer dort konnte die Geschichte vom Schwabenlandturm gar nicht glauben und wollte sich anschließend im Netz schlau machen.

Danach etwas ganz Anderes, aber auch alt: Maulbronn. Gegründet von Mönchen mit gewöhnungsbedürftigen Regeln kam dort später eine Oberschule rein, natürlich fest im Glauben. Bekannt wurde das Ganze durch Hermann Hesse, der von hier geflüchtet ist. Und dort wurden die Herrgottsbscheißeler entwickelt: die Maultaschen. Denn die Mönche durften keine Tiere essen, was sie ehrlich gesagt sympathisch macht. Sie entstammten dem Adel und ihnen wurde eingeredet, daß sie nur durch keusches Leben im Jenseits belohnt werden. Ob das stimmt, mag jede selbst beurteilen nach dem Gang über den Jordan. Aber eins ist sicher im Protestantismus: es gibt ein Leben vor dem Tod.